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Etablierung eines neuen Fachs

Die Musikermedizin hat sich als Fachdisziplin in den letzten Jahren besonders in Deutschland positiv weiterentwickelt. Allein in den letzten Jahren sind hier fünf neue Lehrstühle eingerichtet worden. Das Fach ist mittlerweile in der Hochschulausbildung der Mehrzahl der deutschen Musikhochschulen fest verankert. Hier wird den jungen Musikstudenten vermittelt, wie sie sich im Umgang mit sich selbst und mit ihren Schülern hinsichtlich gesundheitlich relevanter Fragen möglichst optimal verhalten können.

Neben der Etablierung der Musikermedizin in Forschung und Lehre gibt es auch auf die Behandlung von Musikern spezialisierte Einrichtungen wie die Ambulanzen an den Lehrstühlen in Hannover und Freiburg. Hier können sich Musiker aller Instrumentengruppen – und natürlich auch Sänger, Schauspieler und beruflich stimmbelastete Gruppen wie Lehrer etc. – hinwenden, wenn sie gesundheitliche Fragen oder Probleme haben. Musikermedizin ist ein „breites“ Gebiet, das Fragestellungen aus den verschiedenen Facharztgebieten wie Orthopädie, Psychosomatik, Neurologie, der HNO-Heilkunde bzw. Phoniatrie u.?a. umfasst. Generell können Musiker aller Instrumentengruppen und selbstverständlich auch Sänger betroffen sein. Die Mehrzahl der Patienten weist überlastungsbedingte Symptome auf, die durch Schonung, adäquate Therapie und ggf. Abstellen der auslösenden schädigenden Mechanismen gut und erfolgreich behandelt werden können. Die Behandlungen werden demzufolge in der Regel im Rahmen der gesetzlichen und privaten Krankenversicherung abgerechnet. Störungen, die die Kriterien zur Anerkennung als Berufskrankheit erfüllen würden, liegen nur sehr selten vor. Selbst bei der „Lärmschwerhörigkeit“ (BK 2301) kommt es in der täglichen Praxis vielfach zu Ablehnungen seitens der Versicherungsträger, was wiederum Einspruchs- und Sozialgerichtsverfahren zur Folge hat, die sich oft über Jahre hinziehen – für die betroffenen Musiker stets eine äußerst unbefriedigende Situation. Das Gebiet der Musikermedizin bildet keinen eigenen Facharzt, sondern besteht in einer Schwerpunktsetzung innerhalb einer bestehenden Facharzt­richtung. Bislang gibt es kein formales Curriculum zur Weiterbildung im Bereich Musikermedizin. In die Diagnostik und Behandlung von Musikern sind je nach Beschwerden häufig sehr unterschiedliche medizinische Fachgebiete involviert. Neben diesen Fachärzten werden auch Berufsgruppen wie Physiotherapeuten (einschließlich Körpermethodikern) und Stimmtherapeuten einbezogen. Entscheidend für den Erfolg einer Musikerbehandlung sind die enge Abstimmung, Koordination und die Verbesserung der Kommunikation zwischen allen beteiligten Berufsgruppen und mit den betroffenen Musikern selbst. Es ist die Aufgabe eines spezialisierten Arztes, des „Musikermediziners“, die verschiedenen Perspektiven zu einem Ganzen zusammenzufügen. In der Regel sind Ärzte mit musikermedizinischem Schwerpunkt selbst praktizierende Musiker oder an Musik Interessierte und somit gewissermaßen „zweisprachig“ kompetent in den Begrifflichkeiten der Musik und der Medizin.